Mittwoch, 15. September 2010





Essen ist fertig!


Für das Ausstellungsprojekt NORDWAND zeichnen vier Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden verantwortlich: Stefanie Meier (*1982 in Chemnitz)
Thomas Prochnow (*1978 in Gera), Felix Schneeweiß (*1984 in Leipzig) und Denise Winter (*1983 in Berlin).
Die Motorenhalle - Projektzentrum für zeitgenössische Kunst fungierte für die KünstlerInnen vom 6. bis 15. September 2010 als Atelier, Büro, Küche, Schlafzimmer. In fortwährendem Aus-
tausch untereinander, erarbeiteten sie mit je einer mitgebrachten Arbeit bzw. einem bestehenden Entwurf die Präsentation. Erklärtes Ziel von NORDWAND ist es, mögliche Interdepen-denzen und auch Parallelen der einzelnen Werke aufzuspüren und in der Ausstellungskonzeption sichtbar zu machen.
NORDWAND ist folglich vor allem ein Projekt mit offenem Ausgang, eine konzeptionelle Idee, die an der bereits zu Studienzeiten erprobten Ateliersituation auf dem Brühl anknüpft, aber noch einen Schritt weitergeht. NORDWAND ist künstlerischer Arbeitsurlaub.
Eine freie Interpretation des Artist in Residence-Gedanken. Mit all seinen Vorteilen, aber auch Einschränkungen. Der Austausch ist intensiv, die direkte Auseinandersetzung mit der künstler-ischen Arbeit nicht wie sonst faktisch auf den Ort des Ateliers beschränkt. Morgens und abends fällt der erste und letzte Blick der Künstler in den Ausstellungsraum, das eigene Werk wird im Kontext der anderen Arbeiten wahrgenommen – neue Referenzen tun sich auf, der Dialog kommt nicht zum Erliegen. Doch so förderlich die fortwährende Anwesenheit auch ist, wird der gewählte Ort im Zeitraum der neun Tage auch zu einem "UnOrt". Die Motorenhalle als "geschlossene Gesellschaft" funktioniert nicht und soll auch per Konzept
nicht als solche umgesetzt sein, wenn der "geschützte Raum" für die vier KünstlerInnen gerade auch in seiner materiellen Beschränktheit erfahrbar wird und die vor Ort verbrachte Zeit durch Erledigungen von Materialbesorgungen usw. eine von "Äußeren Zwängen" verursachte Unterbrechung erführt.
NORDWAND ist vor allem Herausforderung an die ursprüngliche Idee. Die prozesshafte Umsetzung und Auseinandersetzung auf der Ebene der KünstlerInnen und auf der Werkebene selbst ist mit dem endgültigen Exponat, sprich der Ausstellungskonzeption, gleichzusetzen.
Der Blog zu NORDWAND begleitet das Projekt und erweist sich gerade in seiner nichtdokumentarischen Qualität als geeignetes Medium, um als Reflex das eigene und gemeinschaftliche künstlerische Vorgehen anekdotisch und ausschnitthaft auf den Punkt zu
bringen. Die Arbeiten von Stefanie Meier, Thomas Prochnow, Felix Schneeweiß und Denise Winter geben NORDWAND nun einen Äußeren Rahmen, wenn die sorgfältige Ausstellungskonzeption Interdependenzen werkimmanenter Referenzialität zulässt. Gleichzeitig lösen sich die Werke aber aus dem zu Beginn vorgegebenen Entstehungskontext.
Bei der Rezeption der Installationen zeigt sich, dass die Herausforderung der NORDWAND von allen der KünstlerInnen auf ganz eigenständige Art und Weise interpretiert und umgesetzt
wurde. Und hierin liegt die Stärke des konzeptionell angelegten Projekts, das in der I. Fassung hier in der Dresdner Motorenhalle mehr Experiment ist, als dass auf ein kollektives Ergebnis gesetzt worden wäre.
Die Dezentralisierung der einzelnen Arbeiten im Ausstellungsraum, der wiederum Ausgangspunkt für die Entstehung und den Umgang mit dem jeweiligen Werk ist, spiegelt das Konzept von NORDWAND und die verbindende künstlerische Haltung von Meier, Prochnow, Schneeweiß und Winter am deutlichsten wider.

Gwendolin Kremer


Pass bloß auf, dass das keiner sieht.

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